International Wineries for Climate Action (IWCA): Wie klimaverantwortliche Weingüter die Zukunft der Weinwelt gestalten
Kaum ein Bereich spürt die Klimaveränderungen so unmittelbar wie der Weinbau. Kaum eine Initiative reagiert so konsequent darauf wie IWCA. Was sich hinter dieser Bewegung verbirgt und warum sie die Zukunft der internationalen Weinbranche prägen könnte, zeige ich dir in diesem Blog-Artikel.
Die globale Weinbranche steht an einem Wendepunkt. Kaum ein Agrarprodukt reagiert so sensibel auf klimatische Veränderungen wie die Weinrebe. Steigende Temperaturen, Extremwetterereignisse, Wassermangel, neue Krankheits- und Schädlingsdrucke – all das zwingt Winzerinnen und Winzer weltweit dazu, ihre Strategien neu zu denken. Inmitten dieser Herausforderungen ist eine Initiative entstanden, die inzwischen zu einer der wichtigsten Kräfte für eine nachhaltige Zukunft im Weinbau zählt: International Wineries for Climate Action (IWCA).
Die 2019 gegründete Organisation setzt sich für eine konsequente, wissenschaftlich fundierte Reduktion von CO₂-Emissionen im Weinsektor ein.
Ihr Ansatz ist radikal, transparent und messbar – und genau deshalb so einflussreich. Mitglieder verpflichten sich nicht nur zu symbolischen Klimaversprechen, sondern zu echten Reduktionszielen, die jährlich überprüft und öffentlich zugänglich gemacht werden. IWCA steht damit für eine neue Ära der Verantwortung im Weinbau: weg von Imagekampagnen, hin zu klaren Zahlen, Daten und Lösungen.
Wer ist IWCA?
IWCA wurde von zwei renommierten, international agierenden Weingütern gegründet: Familia Torres aus Spanien und Jackson Family Wines aus den USA. Beide Betriebe waren früh mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert und suchten Wege, nicht nur ihre eigenen Emissionen zu reduzieren, sondern eine gesamte Branche mitzuziehen.
Die Mission:
Ein globales Netzwerk von Weingütern schaffen, das wissenschaftlich basierte Klimastrategien entwickelt und die CO₂-Emissionen der Weinproduktion drastisch senkt – von der Rebe bis zur Flasche.
Heute umfasst IWCA Mitglieder auf fünf Kontinenten – von Europa bis Australien, von Südamerika bis Südafrika. Darunter finden sich Ikonen, Biodynamiker, Big Player und Boutique-Weingüter. Gemeinsam setzen sie einen Standard, der weit über die Weinbranche hinausreicht.
Warum CO₂-Reduktion zur Zukunftsgarantie wird
Weinbau ist wie ein Seismograph für ökologische Veränderungen. Kaum ein Kulturprodukt zeigt so klar, wie schnell sich Umweltbedingungen verschieben: früherer Austrieb, spätere Lese, Hitzestress, Frostschäden, Veränderungen der Aromatik. Der Klimawandel ist im Weinberg längst kein abstraktes Phänomen mehr.
Die Betriebe innerhalb der IWCA wissen:
Nur wer CO₂ reduziert, kann langfristig wirtschaften.
Daher fokussieren sie sich nicht auf Ausgleichszertifikate, sondern auf tatsächliche Verringerung der Emissionen in der Produktionskette. Dazu gehören:
– Energieumstellung auf Solar- und Windkraft
– Elektrifizierung landwirtschaftlicher Fahrzeuge
– CO₂-arme oder CO₂-neutrale Verpackungen
– Reduktion des Glasgewichts von Flaschen
– Wassermanagement und Wiederverwendung
– Dachbegrünung und Klimastabilisierung in Kellern
– Regenerative Landwirtschaft und Humusaufbau
– Biodiversitätsförderung im Weinberg
Viele dieser Maßnahmen wirken doppelt: Sie schonen nicht nur das Klima, sondern verbessern langfristig die Weinqualität und die Widerstandsfähigkeit der Rebstöcke.
Wissenschaftlich fundierte Standards
IWCA ist die erste Weininitiative, die eng mit der international anerkannten Science Based Targets Initiative (SBTi) zusammenarbeitet. Dadurch werden die Emissionsziele der Mitglieder nicht willkürlich gesetzt, sondern orientieren sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen, die den globalen Temperaturanstieg auf maximal 1,5°C begrenzen sollen.
Transparenz – Jedes Mitglied muss:
1. jährlich seinen CO₂-Fußabdruck messen und veröffentlichen,
2. ein SBTi-konformes Reduktionsziel vorlegen,
3. innerhalb einer festen Frist echte Fortschritte vorweisen,
4. eine unabhängige Zertifizierung durchlaufen.
Diese Transparenz ist ein Kernstück des IWCA-Ansatzes. Sie schafft Vertrauen und vermeidet die Gefahr von „Greenwashing“, das in der Branche zunehmend kritisch gesehen wird.
Verantwortungsvoll wirtschaften – Zukunft gestalten
Das begleitende Leitdokument „Verantwortungsvoll wirtschaften – Zukunft gestalten: CO₂-Reduktion als Zukunftsgarantie“ beschreibt eindrucksvoll, wie dringend die Weinbranche handeln muss. Es betont, dass Klimaschutz kein Marketinginstrument, sondern ein betriebswirtschaftlicher Imperativ geworden ist.
Wesentliche Aussagen daraus:
– CO₂-Reduktion ist Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit der Zukunft.
– Nachhaltigkeit bedeutet, natürliche Ressourcen so zu nutzen, dass sie auch künftigen Generationen zur Verfügung stehen.
– Regenerative Bewirtschaftung stärkt Bodenfruchtbarkeit, Wasserspeicherung und Resilienz.
– Transparenz und Verantwortung schaffen Glaubwürdigkeit – intern wie extern.
Viele IWCA-Mitglieder etablieren heute ganzheitliche Nachhaltigkeitskonzepte, die über CO₂ hinausgehen: soziale Standards, Kreislaufwirtschaft, Landschaftspflege und Förderung lokaler Ökosysteme.
Beispiele für erfolgreiche Maßnahmen
1. Reduzierung des Flaschengewichts
Das Glas der Weinflasche ist in der Regel der größte CO₂-Treiber in der gesamten Produktionskette. Durch die Umstellung auf leichtere Flaschen lassen sich bis zu 40 % der Emissionen einer Flasche einsparen.
2. Photovoltaik und erneuerbare Energie
Viele Betriebe haben ihren Stromverbrauch vollständig auf Solarenergie umgestellt. Einige erzeugen mittlerweile mehr Energie, als sie benötigen.
3. Elektrische Traktoren und alternative Mobilität
Elektrifizierte Traktoren, Drohnen und autonome Systeme reduzieren nicht nur Emissionen, sondern auch Bodendruck und Dieselverbrauch.
4. Regenerative Landwirtschaft
Begrünung, Humusaufbau, Biodiversität und die Wiederherstellung gesunder Böden gelten als klimawirksame Maßnahmen, weil sie CO₂ im Boden binden und gleichzeitig das Mikroklima des Weinbergs stabilisieren.
5. Kreislaufwirtschaft
Kompostierung, Wasserrückführung, Wiederverwendung von Materialströmen – IWCA-Mitglieder arbeiten zunehmend mit geschlossenen Stoffkreisläufen.
Deutschland und IWCA: Ein Land im Wandel
Auch deutsche Weingüter beginnen sich der IWCA anzuschließen. Der deutsche Weinbau – geprägt durch Steillagen, unterschiedliche Klimazonen und vielfältige Terroirs – ist stark vom Klimawandel betroffen.
Hitzejahre, Trockenstress und Unwetter verändern die Stilistik deutscher Weine bereits jetzt sichtbar.
Für Deutschland ist IWCA nicht nur eine Initiative, sondern ein Wegweiser:
Wie kann Weinbau in einem Land mit sensiblen Mikroklimata langfristig bestehen?
Die Antwort lautet:
Durch wissenschaftsbasierte Strategien, Transparenz und nachhaltige Investitionen – genau die Elemente, die IWCA vorgibt.
Eine globale Bewegung mit realer Wirkung
IWCA zeigt, dass die Weinbranche nicht passiv auf klimatische Veränderungen reagieren muss. Sie kann gestalten, investieren, erneuern – und damit ihre eigene Zukunft sichern.
Was IWCA so bedeutend macht:
– Globaler Zusammenschluss statt Insellösungen
– Konkrete Reduktionsziele statt symbolischer Nachhaltigkeit
– Wissenschaftliche Methodik statt PR-Projekten
– Verpflichtungen, die überprüft und veröffentlicht werden
Fazit: IWCA ist ein Leuchtturm der Weinwelt
Der Klimawandel verändert die Weinbranche tiefgreifend und unwiderruflich. Doch in dieser Veränderung liegt auch eine enorme Chance. IWCA beweist, dass ambitionierter Klimaschutz nicht nur möglich, sondern wirtschaftlich sinnvoll ist. Die Initiative verbindet Tradition und Innovation, wissenschaftliche Präzision und globale Verantwortung.
Für Weingüter, Konsumenten und die Weinwelt bedeutet das:
Wer heute handelt, sichert morgen Qualität, Ertrag und Resilienz. Sie können bewusster wählen und die Betriebe unterstützen, die wirklich Verantwortung übernehmen.
Eine nachhaltige Zukunft ist machbar. Und IWCA zeigt einen Weg dorthin.
Der Blog-Artikel IWCA International Wineries for Climate Action ist ein Blogbeitrag von Batin Mumcu für www.weinpilot.com und enthält Werbung.
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